Menü
30.08.19 –
Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Damen und Herren,
die Nilgänse nerven mich! Sie nerven mich, wenn ich mit dem Fahrrad am Main fahre und Slalom fahren muss, weil die Viecher nicht aufs Klingeln hören. Sie nerven mich, wenn ich am Mainparkplatz vorbeifahre und an der beliebten „Fütterstelle“ am Ende stinkt es wie in der Kläranlage. Sie nerven mich, wenn ich mich lieber nicht auf eine blankgefressene, dafür aber zuexkrementierte Wiese setzen will und wenn ich dazu käme ins Waldschwimmbad zu gehen, würden sie mich wahrscheinlich auch nerven, wenn sie da rumplanschen. Das stimmt schon und ich denke, ich bin weder in meiner Fraktion, noch in der Stadtgesellschaft allein damit.
Der vorliegende Antrag der SPD hat aber schon in der Überschrift eine andere Tonalität. Da steht, die Menschen müssten geschützt werden vor den Nilgänsen. Ich habe deshalb den Antrag und die Begründung interessiert gelesen, weil ich dachte, dass irgendwo schon die Bedrohungslage erklärt wäre, die von den Tieren ausgeht. Ist sie aber nicht. Daher weiß ich nicht, ob Sie jetzt von einer echten Bedrohung ausgehen, oder ob Sie die Menschen davor schützen wollen genervt oder angeekelt zu sein. Aber dazu später mehr. Meine und Ihre Fraktionskollegen im Ausschuss Umwelt Planen Bauen haben ja sehr ausführlich dargelegt bekommen, was die Stadt im Rahmen des Gänsemanagements alles tut. Öffentlichkeitsarbeit, die bessere Durchsetzung des Fütterungsverbots und die Vergrämung durch Uferbepflanzung sind die wichtigsten Punkte. Unseres Erachtens sind das Maßnahmen, die der gegebenen „Bedrohungslage“ sehr gut entsprechen. Es wurde auch sehr gut dargestellt, dass die Stadt aus den Erfahrungen des Landes und anderer Kommunen ihre Schlüsse gezogen hat und entsprechend das Maßnahmenpaket entwickelt hat. Daher erübrigen sich Ihre dahingehenden Arbeits- und Prüfaufträge: Das wurde schon geprüft und wir sind auch schon in der Umsetzung.
Obwohl: Zum Prüfauftrag noch zwei Anmerkungen: Erstens machen Sie mit Ihrem Satz „zu berichten, wie die weitere Ausbreitung invasiver Arten – insbesondere der Nilgänse – im Stadtgebiet verhindert und deren Population reduziert werden kann“ ein ganzschön großes Fass auf. Also meinen Sie jetzt wirklich alle invasiven Arten im Stadtgebiet? Da wird ein ordentlicher Bericht rauskommen. Neben den Nilgänsen gibt es ja noch die Kanada-Gänse, mir fallen noch die berühmten roten amerikanischen-Sumpfkrebse ein, verschiedene Pflanzenarten, die sich in meinem Garten und sonstwo invasiverweise breit machen. Dann liest man immer mal was von neuen Zecken und Mückenarten und wenn man tiefer in die Materie einsteigt, dann wird da noch einiges zutage kommen. Also was denn jetzt? Manchmal ist es hilfreich sich drei Minuten Gedanken zu machen, ehe man was in einen Antrag schreibt.
Zweitens möchte ich nochmal kurz zur Bedrohungslage zurückkommen. Weil klar, wo eine Bedrohung ist, da ist es gut wenn ein Sheriff in der Stadt ist und der im Zweifel auch weiß, wie man mit dem Revolver umgeht. Daher ist Ihr Ruf nach der einfachen Ultima Ration natürlich auch nur mit dieser Bedrohung zu begründen, aber wie gesagt: Sie hätten durchaus mal irgendwo ausführen können, worin die Bedrohung besteht. Weil: Tiere abzuschießen, nur weil sie nerven, oder eklig sind, das ist ja dann doch nicht die feine Englische! Aber es zeigt etwas: Es zeigt ein bisschen unsere menschliche Überheblichkeit. Uns ist der Gedanke nicht fremd, dass es in Ordnung ist diese Tiere abzuschießen, weil sie uns nerven, auch wenn das keine Lösung des Problems ist. Wir sind dafür verantwortlich, dass sich unsere Welt verändert. Und statt dann konsequent zu sein und wenn wir diese Veränderungen nicht wollen, dann eben unser Verhalten zu ändern, doktern wir immer noch an den Symptomen rum. Die Winter sind milder, wir produzieren Lebensmittel für die Tonne, oder die Nilgans und dann wundern wir uns, wenn sich die Tiere hier wohlfühlen. Liebe Kolleginnen und Kollegen: Verantwortungsbewusstsein sieht anders aus: Wir können keine Mauern aufbauen und wir können die Nilgänse, die hier etabliert sind auch nicht mit der Flinte abwehren. Wir müssen uns in den veränderten Rahmenbedingungen einrichten und damit klarkommen, dass die ehemals invasive Art jetzt hier heimisch ist. Und wenn wir keine Lust haben, uns alle paar Jahre mit irgendwelchen neuen Arten zu befassen, die vielleicht nicht nur mehr eklige oder nervige sondern auch gefährliche Eigenschaften haben, dann sollten wir halt schleunigst damit aufhören unser klimatisches und in der Folge ökologisches System grundlegend zu ändern. Und dass, liebe SPD ist die zusammenfassende Antwort auf Ihre Frage, wie wir die Ausbreitung invasiver Arten stoppen können: Wir müssen die Klimaerhitzung stoppen, dann ist schon mal viel gewonnen.
Ihr Antrag bringt uns in keiner Weise weiter und es gibt keinen Grund dem zuzustimmen.
Kategorie
Aktuelles Fraktion | Umwelt, Planen und Bauen | Weitere Themen
Grüne Bundespartei - Themen von A bis Z
Gestern hat die 29. Conference of the Parties (COP) in Baku, Aserbaidschan begonnen. Für Deutschland wird Annalena Baerbock als Verhandlerin [...]
Robert Habeck hat einen Plan vorgestellt, wie Deutschlands wirtschaftliche Kräfte neu entfesselt werden. Die Vorschläge sollen die [...]
Gestern am späten Abend wurde das weiterentwickelte Kita-Qualitäts- und Teilhabeverbesserungsgesetz (KitaQuTH) im Bundestag beschlossen. Es [...]