BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Grüne Offenbach

"Was bedeutet denn neutral?"

Grüne Mitgliederversammlung diskutiert über Kopftücher im öffentlichen Dienst Bei Bündnis `90/Die Grünen Offenbach stand am vergangenen Montag die Frage „Kopftuch tragen im öffentlichen Dienst – ja oder nein?“ im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung. Neben zahlreichen Mitgliedern, nahmen auch einige Gäste an der regen Diskussion teil. Hessens Regelung ist restriktiv Landtagsabgeordnete Mürvet Öztürk führte in die Problematik des Themas ein und erläuterte die rechtliche Situation und die wesentlichen Eckpunkte der Diskussion, die seit gut zehn Jahren nicht weitergeführt worden ist. Die hessische Regelung sei sehr restriktiv: BeamtInnen müssten sich neutral halten, ausgenommen seien aber die christlich-abendländischen Traditionen und der konfessionsgebundene Unterricht. „Die Diskussion wird wieder losgehen, wegen des islamischen Religionsunterrichts“, meint Öztürk, „denn dann wird sich die Frage stellen, ob unterrichtende Frauen ihr Kopftuch nach dem Religionsunterricht ablegen um in die nächste Fachstunde zu gehen oder ob sie es anbehalten dürfen.“ Öztürk weist auch darauf hin, dass die Diskussion sich nicht nur auf Kopftücher reduzieren dürfe, das sei ungerecht den betroffenen Frauen gegenüber und bilde nicht die Vielschichtigkeit der Fragestellungen ab. [mehr]

05.02.14 –

Grüne Mitgliederversammlung diskutiert über Kopftücher im öffentlichen Dienst

Bei Bündnis `90/Die Grünen Offenbach stand am vergangenen Montag die Frage „Kopftuch tragen im öffentlichen Dienst – ja oder nein?“ im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung. Neben zahlreichen Mitgliedern, nahmen auch einige Gäste an der regen Diskussion teil.

Hessens Regelung ist restriktiv

Landtagsabgeordnete Mürvet Öztürk führte in die Problematik des Themas ein und erläuterte die rechtliche Situation und die wesentlichen Eckpunkte der Diskussion, die seit gut zehn Jahren nicht weitergeführt worden ist. Die hessische Regelung sei sehr restriktiv: BeamtInnen müssten sich neutral halten, ausgenommen seien aber die christlich-abendländischen Traditionen und der konfessionsgebundene Unterricht. „Die Diskussion wird wieder losgehen, wegen des islamischen Religionsunterrichts“, meint Öztürk, „denn dann wird sich die Frage stellen, ob unterrichtende Frauen ihr Kopftuch nach dem Religionsunterricht ablegen um in die nächste Fachstunde zu gehen oder ob sie es anbehalten dürfen.“ Öztürk weist auch darauf hin, dass die Diskussion sich nicht nur auf Kopftücher reduzieren dürfe, das sei ungerecht den betroffenen Frauen gegenüber und bilde nicht die Vielschichtigkeit der Fragestellungen ab.

Die Neutralität des Staates

In der sich anschließenden Diskussion wird mehrfach auf die notwendige Neutralität des Staates und den Wunsch einer vollkommen religionsfreien Schule hingewiesen. „Ich möchte auch keine Kreuze in den Klassenzimmern haben.“, meldet sich ein Grünes Mitglied zu Wort. Es beteiligen sich aber auch einige Studentinnen, die sich zum Islam bekennen und den Begriff der Neutralität deutlich hinterfragen. „Was bedeutet denn neutral?“, fragt eine von ihnen, da aus ihrer Sicht kein Lehrer vollkommen neutral sein könne: Jeglicher Kleidungsstil sei symbolbehaftet und bedeute etwas. „Wenn ich Schüler beeinflussen und indoktrinieren will, dann gelingt mir das doch auch viel leichter ohne Kopftuch, denn dann schöpft auch niemand Verdacht.“, fügt sie hinzu. Die jungen Frauen fühlen sich durch die geltenden Regelungen diskriminiert: „Das Verbot strahlt auch in andere Bereiche aus, Unternehmen haben kein schlechtes Gewissen einen wegen des Kopftuchs abzulehnen, denn der Staat macht es ja genauso“, ärgert sich eine von ihnen, „Das hat Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft!“

Froh darüber kein Kopftuch tragen zu dürfen?

Auf der anderen Seite werden auch immer wieder Fälle von unterdrückten Frauen und Mädchen angesprochen, die gezwungen würden ein Kopftuch zu tragen. Genauso wie es überzeugte Kopftuchträgerinnen gebe, die sich dafür in ihrer Familie rechtfertigen müssten, gebe es auch Frauen, die froh seien ihr Kopftuch nicht tragen zu müssen, weil sie in staatlichen Einrichtungen tätig seien, die dies nicht erlaubten. Wichtig sei hier sich mit den „Tätern“ zu befassen und die „Opfer“ zu stärken. Allerdings sei dies in der Praxis auch sehr schwierig. Gerade unter den anwesenden Grünen ist das Thema umstritten: Ist es nicht völlig unsinnig, dass Offenbachs Vielfalt sich nicht auch bei den Angestellten widerspiegeln darf? Und verpasst man so nicht auch eine echte Integrationschance?

Abschließend weist Mürvet Öztürk darauf hin, dass neben der gesamtgesellschaftlichen Diskussion auch eine innerislamische Diskussion dringend stattfinden müsse, denn das Kopftuch sei auch hier umstritten.

Der Vorstand der Offenbacher Grünen zeigt sich ausgesprochen zufrieden ist, dass es möglich ist  über ein kontroverses Thema so respektvoll miteinander zu diskutieren. An diesem Abend hätten alle etwas dazu  gelernt.

 

www.muervet-oeztuerk.de

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