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02.03.17 –
Sehr geehrter Herr Stadtverordneter, liebe Kolleginnen und Kollegen,
wie steht es im Masterplan? Der Offenbacher Hauptbahnhof soll eine Umnutzung erfahren und in der Zukunft als kreatives Tor zur Stadt fungieren. Das klingt doch mehr als gut und ich bin mir sicher: Als Vision ein wiederbelebter Bahnhof als repräsentatives Entree zur Innenstadt, der Offenbach als Kreativstadt vollends sichtbar macht? Dafür oder dagegen? Wir könnten Einstimmigkeit hier im Haus erzeugen für ein dafür. Allerdings reden wir hier über einen komplexen Vorgang, geht es doch nicht nur um das Empfangsgebäude, sondern vielmehr um die barrierefreie Zugänglichkeit der Bahnsteige mithilfe des Baus von Aufzügen, die Errichtung eines Parkhauses zur Entlastung der Anwohner und von P&R-Parkplätzen, der Verkleinerung des heute unnütz großen Busbahnhofs und letztendlich um die Verbesserung der verkehrlichen Anbindung.
Dreh- und Angelpunkt bei der Umsetzung welchen Konzepts auch immer ist aber die Einsichtigkeit der Deutschen Bahn, einvernehmlich mit uns als Stadt zusammenzuarbeiten. Jetzt konnte man jüngst der Presse entnehmen, der Oberbürgermeister habe eine „geniale Idee“. Kern des Ganzen sei, die Fahrgäste durch einen sanierten Gepäcktunnel zu leiten, vereinfacht ausgedrückt, die Fußgänger und Fahrgastströme um das Gebäude herumzuleiten. Hauptargument hierfür: Das Bahnhofsgebäude als solches ist schwer vermarktbar und es von seinen ursprünglichen Aufgaben zu befreien bedeute, das nur so Investoren schmackhaft gemacht werden kann, das Gebäude zu erwerben. Im Umkehrschluss hieße das aber auch, der Offenbacher Hauptbahnhof, der ja noch der Deutschen Bahn gehört, fiele in Investorenhände und die wollen Geld verdienen. Erlauben Sie mir die kritische Haltung, ob welcher Investor auch immer- lassen wir mal Ardi Goldmann außen vor- ein Konzept vorlegt, dass wie es im zu beschließendem Antrag heißt: der Bedeutung des Gebäudes für das Quartier gerecht wird. Man kann das nicht ausschließen, wenn es denn so kommt: wunderbar!
Die andere Variante würde bedeuten, dass es zunächst so wäre, wie im Masterplan gedacht: Eine spannende Vision für das Hauptgebäude zu entwickeln, welche tragfähig und finanzierbar ist. Ob das Gebäude gekauft oder gemietet wird, kreative Nutzermodelle sind dort umsetzbar, aber eben nur mit der dementsprechenden Phantasie. Umsetzen ließen sich in unserem Hauptbahnhof: Eine Kulturhalle, die endlich auch ein Kommunales Kino beherbergen könnte. Eine Idee, die vor Jahren schon mit Priorisierung 1 im Programm Aktive Innenstadt formuliert wurde, das seit Langem nach Räumen suchende Museum Digital Retro Park könnte dort eine Heimat finden, eine innovative Gastronomie könnte einziehen, ein Szene-Hotel wäre vorstellbar, vielleicht sogar eine Kleinmarkthalle, die den Bahnhof mit neuem Leben füllt und natürlich kreatives Gewerbe. Wie man so etwas ordentlich umsetzt, hat die Stadt Kassel gezeigt, die seit nunmehr 20 Jahren mit großem Erfolg einen Kulturbahnhof im ehemaligen Hauptbahnhof betreibt, dem ein ähnliches Schicksal zuteil wurde wie unserem Hauptbahnhof. Und ja, die Stadt Kassel hat den Bahnhof von der Deutschen Bahn gekauft. Für Offenbach Luftschlösser? Mit der dementsprechenden Vorstellungskraft nicht, denn so kreativ wie man immer vorgibt zu sein, ist Offenbach in den letzten Jahren dann doch nicht immer gewesen.
Die Jamaika + Koalition, (um mal die ordentliche Betitelung und nicht die von der Offenbach Post ersonnene Betitelung, die hier gern im Haus übernommen wird zu benutzen) ist angetreten, um bei der Stadtentwicklung mehr Besonnenheit walten zu lassen und nicht a priori Wünschen von Investoren und dem OB zu folgen. Wir möchten beide vom Amt 60 ausgearbeitete Varianten in den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn verhandelt sehen und der finale Entscheidungsprozess wird unter Bürgerbeteiligung stattfinden, so wie sich das gehört. Die eingangs erwähnten, vielfältigen anderen Bauvorhaben rund um den Hauptbahnhof lassen sich nach Ansicht der Grünen in beiden Varianten durchführen. Den historisch gewachsenen Laufweg von der Innenstadt in das Senefelder Quartier zu verändern, einen Vorplatz auf der Marienstr. einzurichten ohne Blickachse auf die Schäferstr klingt in meinen Ohren jedenfalls nicht genial, bei aller Vorstellungskraft.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Stadtverordnetenfraktion Bündnis 90/ Die Grünen
Kai Schmidt, Stadtverordneter
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