An Fakten orientieren

Rede der Stadtverordneten Sybille Schumann zum Antrag Sicheres Busfahren trotz Corona im Stadtparlament In Bezug auf den wohl wahlpolitisch (seht her wir kümmern uns!) motivierten Antrag, ist es wichtig zunächst die Fakten anzuschauen und sich dann 1. um eine Entzerrung der Schulanfangszeiten zu kümmern.  2. An Schülerinnen und Schüler und deren Eltern zu appellieren, dass Radfahren eine Alternative auch im Winter darstellt. Denn meistens sind die Strecken, welche zurückgelegt werden müssen, gar nicht so weit und das Wetter gar nicht so schlecht. 3. An Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und auch die anderen NutzerInnen des ÖPNV zu appellieren, mal einen Bus früher oder später zu nehmen, so dass sich die Fahrgastaufkommen besser verteilen. 4. wenn die Alternativen nachweislich ausgereizt sind, und die Busse weiterhin als zu voll wahrgenommen werden, sich ans Land zu wenden, um zu sehen, ob sie uns Busse schicken können. Allerdings muss bedacht werden, dass die Lage in ländlichen Regionen, in denen Schülerinnen und Schüler über lange Strecken zur Schule fahren müssen - hierbei zuerst bedacht werden müssen. Denn dort sind die Entfernungen zu weit um mit dem Rad zu fahren und die Zeiten, die im Bus verbracht werden müssen vermutlich vielerorts über 15 Minuten Aufenthaltsdauer liegt, also die Bedingungen viel schärfer sind als in Offenbach. Der Antrag wurde seitens der SPD nach der Debatte zurückgezogen. [mehr]

01.10.20 –

Rede der Stadtverordneten Sybille Schumann zum Antrag Sicheres Busfahren trotz Corona im Stadtparlament

[Der Antrag wurde seitens der SPD nach der Debatte zurückgezogen]

Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrter Stadtverordnetenvorsteher,

in Bezug auf den wohl wahlpolitisch (seht her wir kümmern uns!) motivierten Antrag, ist es wichtig, und wie ich finde richtig, sich einmal auf die Fakten zu konzentrieren:

1. Wir haben Corona. Das streitet wohl niemand ab. Und in Bezug auf diese Tatsache werden Regelungen geschaffen. U.a., dass in öffentlichen Verkehrsmitteln Maskenpflicht gilt, da das Einhalten der Abstandsregel (1,5 Meter zum Mitmenschen) in der Regel unmöglich ist. So auch in den Offenbacher Bussen. Und diese Regel gilt auch für den SchülerInnen-Verkehr, damit ein gewisser Schutz auch bei vollen Bussen gewährleistet wird.

2. In Offenbach fahren Schülerinnen und Schüler seit Jahren,mit Bussen in die Schule: Auch, - und insbesondere in der kalten Jahreszeit-

Doch bisher (d.h. in den letzten Jahren) ist es noch nie zu einer Überfüllung der Busse gekommen, so wurde weder berichtet noch gibt es dafür weitere Hinweise. Warum: Weil es die Verstärkerbusse für den Schülerverkehr gibt.

Und jetzt frage ich Sie: Wieso soll das nun, erstmalig unter oder wegen Corona der Fall sein, dass die Busse überfüllt sind?

Dazu fällt mir nur ein eines ein: Weil die Busse gefühlt überfüllt sind!

Und so ist es, denn:

3. Die aktuelle Zahlen belegen: Die Busse sind nicht überfüllt, sondern erreichen – und das nur für kurze Streckenabschnitte unter 15 Minuten Dauer (uns liegen die Zahlen allen vor)- maximal eine Auslastung vom 70%. Das sagen uns die Zählwerke.

4. Wenn wir die Busfahrenden Kollegen und Kolleginnen der OVB fragen würden, dann würden sie uns sicherlich antworten, dass Busse natürlich nie wirklich (soll heißen nicht gefühlt) überfüllt fahren. Denn dann würden die Kolleg*innen gegen die Beförderungsbedingungen verstoßen! Und glauben wir wirklich, dass sie das tun? Oder wollen wir Ihnen dies vielleicht unterstellen?

Ich kenne tatsächlich Fälle in denen ich tatsächlich nicht mehr reinpasst habe in Busse, und daher Passagiere nicht mehr einsteigen durften. Ja, das habe ich erlebt, allerdings nicht im Schülerverkehr in Offenbach sondern bei einem Kirchentag vor vielen, vielen Jahren und auch einmal in München, als man versuchte eine ganze S-Bahn Besetzung in 2 Linienbusse zu quetschen. Und ich sage Ihnen, das ist so eng, es ist unmöglich dass Fahrerinnen so fahren (und -auch das aus Erfahrung-) sie tun es auch nicht!)

5. Und selbst wenn wir, weil wir Corona haben (und trotz der Maskenpflicht in den Bussen), die Anzahl der Passagiere auch auf kurzen Strecken reduzieren wollten, sagen wir einfach mal auf 50%, dann bräuchten wir Busse und Fahrerinnen für die weiteren Verstärker-Busse. Und nun erinnern wir uns mal alle gemeinsam an das bekannte Problem, dass wir Busfahrerinnen und Busfahrer nicht einfach so anstellen können. Denn da gibt es ja einen gravierenden Mangel an Fachkräften! So gravierend, dass wir Busfahrer*innen aus dem Ausland anwerben, sprachlich ausbilden und unterbringen mussten, um unseren Nahverkehrsplan umzusetzen. Und herumstehende Busse, welche wir eben mal schnell einsetzten können, haben wir eigentlich auch nicht. Jedenfalls stelle ich mir das so vor. Denn dann würde der AR, dem in übrigen auch Kolleginnen und Kollegen der SPD angehören, seine Arbeit nicht wirklich richtig machen.

6. Also bliebe da noch Möglichkeit das Land davon zu überzeugen, uns Busse mit Fahrern aus der angeschlagenen Reisbusbranche zu schicken, um auf niedrigere Beförderungszahlen zu kommen. Soweit mir bekannt setzt das Land hierfür aber voraus, dass zunächst -wo möglich- die Schulanfangszeiten entzerrt wurden. Wenn man also mal die Fakten sprechen lässt, dann gibt es heute viele Gründe den Antrag der SPD abzulehnen und

  1. sich zunächst um eine Entzerrung der Schulanfangszeiten zu kümmern
  2. An Schülerinnen und Schüler und deren Eltern zu appellieren, dass Radfahren eine Alternative auch im Winter darstellt. Denn meistens sind die Strecken, welche zurückgelegt werden müssen, gar nicht so weit und das Wetter gar nicht so schlecht
  3. An Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und auch die anderen NutzerInnen des ÖPNV zu appellieren, mal einen Bus früher oder später zu nehmen, so dass sich die Fahrgastaufkommen besser verteilen und
  4. wenn die Alternativen nachweislich ausgereizt sind, und die Busse weiterhin als zu voll wahrgenommen werden, sich ans Land zu wenden, um zu sehen, ob sie uns Busse schicken können. Allerdings - so denke ich jedenfalls– muss hierbei bedacht werden, dass die Lage in ländlichen Regionen, in denen Schülerinnen und Schüler über lange Strecken zur Schule fahren müssen- hierbei zu erst bedacht werden müssen. Denn ggf. sind dort die Entfernungen zu weit um mit dem Rad zu fahren und die Zeiten, die im Bus verbracht werden müssen vermutlich vielerorts über 15 Minuten Aufenthaltsdauer liegt, also die Bedingungen viel schärfer sind als in Offenbach.

Ich danke für die Aufmerksamkeit und hoffe, dass alle Beteiligten und Betroffenen die Faktenlage noch einmal auf sich wirken lassen und ggf. noch einmal neu bewerten.

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