Wie die Ganztagsschule von morgen aussehen kann

27.08.13 –

Am vergangenen Freitag, dem 23. August, haben Offenbachs Grüne eine Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Ganztagsschule – aber wie?!“ veranstaltet. Unter der Moderation von Andrea Ehrig diskutierten Mathias Wagner,  parlamentarischer Geschäftsführer und bildungspolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, Birgit Simon, ehemalige Offenbacher Bürgermeisterin, unter der die Ganztagsklassen in Offenbach eingeführt wurden, Guido Seelmann-Eggebert vom Ganztagsschulverband Hessen und Jürgen Rosenow vom Stadtelternbeirat Offenbach miteinander die Frage wie die Ganztagsschule der Zukunft aussehen könnte. Können einzelne Ganztagsklassen an ansonsten halbtags arbeitenden Schulen funktionieren? Genügt es den Schulen die Wahl zu lassen und das Ganztagskonzept freiwillig anzubieten? Wie können LehrerInnen auf dem Weg zur Ganztagsschule mitgenommen und unterstützt werden? Dies sind einige der Fragen, die im Laufe des Abends aufkamen.

Kinder im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt der Ganztagsschule standen für die Diskutanten die Chancen, die diese bietet zur Förderung der Kinder. Guido Seelmann-Eggebert findet es daher bedauerlich, wenn eine Ganztagsschule lediglich eine Halbtagsschule mit Nachmittagsbetreuung bedeute, die für keine Entschleunigung des Unterrichts sorgt. Hinzu käme aber natürlich auch die Möglichkeit für Eltern Familie und Beruf zu vereinbaren.

Nur ein Drittel aller hessischen Schulen befinden sich im Ganztagsprogramm

In Hessen befinden sich 900 Schulen im Ganztagsprogramm, das heißt, dass an mindestens drei Tagen eine Betreuung bis 14.30 Uhr stattfindet. Einig waren sich die Diskutanten dabei, dass dies keine Lösung für die Vereinbarkeit von Schule und Beruf darstellt. Problematisch gesehen wurde auch, dass sich nur ein Drittel aller hessischen Grundschulen überhaupt im Ganztagsschulprogramm befinden. Mathias Wagner stellte fest, dass infolgedessen für viele Eltern mit Beginn der Grundschule ihre gerade gut funktionierende Betreuung wegbricht. Deshalb wollen die Grünen eine Bildungs- und Betreuungsgarantie von 7.30 bis 17.00 Uhr für Grundschulen durchsetzen. Jürgen Rosenow wandte ein, dass auch Fünftklässler weiterhin Angebote benötigten. Wagner stellte klar, dass er sich auch für die weiterführenden Schulen Ganztagsangebote wünsche, er aber für eine Legislaturperiode nur versprechen wolle, was er mit den vorhandenen Mitteln auch halten könne. Um das Angebot umzusetzen, sei laut Wagner eine finanzielle Zusammenarbeit von Land und Kommunen notwendig, auch die Aufhebung des Kooperationsverbotes zwischen Ländern und Bund sei wünschenswert, um die Fördermöglichkeiten steigern und Bildungsbenachteiligung abbauen zu können.

Bedenken gab es aus dem Publikum vor allem hinsichtlich der Ausstattung mit Ressourcen und die häufige auftretende Tatsache, dass nicht die gesamte Klasse oder Schule als Ganztagsschule ausgelegt ist. Eine Rhythmisierung des Schultags sei so kaum möglich, die Schule fungiert dann als Halbtagsschule mit einfacher Nachmittagsbetreuung. Jürgen Rosenow weist hier auch auf die Notwendigkeit kleinerer Gruppen für eine Lernstoffvertiefung und die Wichtigkeit von Funktionsräumen für Ganztagsschulen hin.

„Bildung ist teuer, keine Bildung hingegen noch teurer“

Seit 2006 wurden in Offenbachs Grundschulen Ganztagsklassen eingeführt, in denen ErzieherInnen und LehrerInnen kooperieren. Birgit Simon habe als ehemalige Bürgermeisterin damals vor allem dafür Sorge getragen, dass besonders Grundschulen mit vielen benachteiligten Kindern das Konzept umsetzten.  Laut Simon hätten sich Eltern der Mittelschicht in der Folge sofort darum bemüht, dieses Konzept auch an ihre Schulen zu holen. Die Stadt müsse aber immer auch schauen, dass vor allem diejenigen, für die das Angebot besonders große Chancen bietet, es auch bekämen. Ähnlich sieht es Seelmann-Eggebert „Bildung ist teuer, keine Bildung hingegen noch teurer“, heißt für ihn, dass man dem Prozess der wachsenden Anzahl an Bildungsverlierern mithilfe von Ganztagskonzepten mit funktionierender Rhythmisierung entgegenwirken kann und muss. Dabei sei es auf Dauer auch notwendig, das Arbeitszeitkonzept von LehrerInnen neu zu strukturieren und Präsenzzeiten zu etablieren.

 

 

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