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25.10.12 –
Es gilt das gesprochene Wort
Rede Grabsteine aus ausbeuterischer Kinderarbeit
Sehr geehrte Frau Stadtverordnetenvorsteherin,
liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
was viele nicht wissen: Ein Großteil der Grabsteine auf deutschen Friedhöfen stammt aus indischen Steinbrüchen. Was jedoch noch weniger bekannt ist, sind die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen, die in diesen Steinbrüchen herrschen:
Tagtäglich setzen die Arbeiter während eines 12 Stundentags im Akkord bei 45°C heißer, staubiger Luft ihre Gesundheit und manchmal sogar ihr Leben aufs Spiel, um am Ende des Tages einen Lohn von etwa 1 Euro zu erhalten. Belohnt werden sie überdies noch mit einer Lebenserwartung von durchschnittlich lediglich 35-40 Jahren (mir blieben also noch ganze 5-10 Jahre zu leben).
Dass diese Arbeit auch von Kindern verrichtet werden muss, ist den Wenigsten beim Kauf von Grabsteinen bewusst. Kinder, die eigentlich die Schule besuchen oder mit ihren Freunden spielen sollten, erleiden in den Steinbrüchen durch die tägliche Arbeit psychische und körperliche Schäden. Hinzu kommt, dass sich durch die fehlende Schulbildung der Teufelskreis fortsetzt und ihnen das Schicksal ihrer Eltern als arme Tagelöhner droht.
Das System in Indien zu verändern liegt nicht in unserer Macht, es liegt jedoch in unserer Hand verantwortungsbewusstes Einkaufen zu fördern und somit dafür zu sorgen, dass international ankerkannte Arbeits- und Sozialstandards eingehalten werden.
Es kann nicht in unserem Interesse sein, dass zum Leid der Trauernden noch das Leid der Kinder hinzukommt oder gar eine Abwägung stattfindet.
Mit dem Antrag erfüllen wir die ILO-Konvention 182 über das Verbot und die unverzüglichen Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit, also den Einsatz von Kindern bis zum 18. Lebensjahr für jegliche Arbeit, die ihre Gesundheit, Sicherheit und moralische Entwicklung gefährdet, der auch wir als Kommune verpflichtet sind.
Dies schließt sich auch an den bereits 2008 hier im Hause verabschiedeten Beschluss, im Rahmen der Vergabe- und Beschaffungsaktivitäten keine Produkte aus Kinderarbeit anzuschaffen.
Derzeit berät der zuständige Ausschuss im hessischen Landtag auf Antrag der Grünen Landtagsfraktion über eine Änderung des Hessischen Friedhofs- und Bestattungsgesetzes, die es den Kommunen ermöglichen soll, Grabsteine aus ausbeuterischer Kinderarbeit auf ihren Friedhöfen zu verbieten und es sind sich hierbei alle Fraktionen einig, dass dies zu unterstützen sei. Auch in Offenbach sollten wir uns gemeinsam und fraktionsübergreifend für die Rechte der Kinder einsetzen.
Unsere Baden-Württembergischen Nachbarn haben eine solche Änderung unter der grün-roten Regierung bereits vorgenommen. Auch unsere direkten Nachbarn in Frankfurt stehen mit einem Beschluss zur Änderung der Friedhofsordnung in den Startlöchern und warten nur noch auf das Signal der Landesregierung zur Umsetzung.
Wir können mit diesem Antrag dazu beitragen, die Welt ein Stück weit gerechter zu gestalten und darum sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir alle zustimmen, überprüfen zu lassen ob und wie die Friedhofsordnung dahingehend geändert werden kann und es sich realisieren lässt, dass in Zukunft auf Offenbachs Friedhöfen keine Grabsteine mehr aufgestellt werden dürfen, bei deren Herstellung Kinder ausgebeutet wurden.
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