GRÜNER Arbeitskreis Kultur Schule Sport besucht Talberg-Ausstellung

DURCHKÄMMUNG - Straßenzüge, ganze Ort- und Landschaften wurden durchkämmt, die dort lebenden oder untergetauchten Juden abtransportiert und ermordet. Die Offenbacher Ludwigstraße war der letzte Wohnort der jüdischen Fabrikantenfamilie Schönhof, von dort wurden sie ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Sie mussten einen Koffer packen, einen Koffer mit Habseligkeiten, der aber auch ein Stück Identität bewahrte. Dieser Koffer der Familie Schönhof enthielt auch einen Kamm, einen Haarkamm. Ein verfremdetes Foto des Originalgepäckstücks ist ebenfalls Teil der Talberg-Ausstellung, die der GRÜNE Arbeitskreis Kultur Schule Sport gemeinsam besuchte.

Mit übergroßen Kamm-Skulpturen und bearbeiteten Fotografien irritiert der Künstler den Betrachter und zwingt ihn zum Weiterdenken. „Die Ausstellungsstücke provozieren, denn aus diesen einfachen Alltagsdingen werden Symbole des zutiefst Persönlichen und der grausamen Aufstöberung und Ergreifung von Menschen, die sich verbergen mussten. Auch die Familie Schönhof fand keinen Schutz im Offenbach der Nazi-Zeit", so Brigitte Koenen, Stadtverordnete und Sprecherin des GRÜNEN Arbeitskreises Kultur Schule Sport.

„Die Menschen in unserer Stadt leben erst weiter, wenn wir über sie sprechen. Deshalb ist die Ausstellung Ruben Talbergs ein wertvoller Beitrag, um weiterhin gegen das Vergessen der jüdischen Opfer Offenbachs in der Nazi-Zeit anzukämpfen", sind sich die Teilnehmer des Arbeitskreises sicher. „Auch wenn der alte Pappkoffer mit dem grellen Ziergras auf dem Deckel gleich am Eingang vielleicht erst einmal irritieren mag: Es darf kein Gras über den dunklen Teil der unserer Geschichte wachsen! Wir brauchen dazu Gedenken und eine Verbindung in die Gegenwart, um Fremdenhass beständig entgegenzutreten. So kann auch die Errichtung einer Jakobsleiter dauerhaft ins öffentliche Leben Offenbachs integriert werden: Als Zeichen der Erinnerung, der Mahnung aber auch der Hoffnung und der Versöhnung, als Brücke für eine multikulturelle Gesellschaft in der wir leben", vertritt Koenen die Meinung des GRÜNEN Arbeitskreis Kultur Schule Sport. Dabei stimmt sie mit Ruben Talberg überein, wenn er sagt: „Provokation ist Teil meiner Arbeit. Kunst muss polarisieren, auch politisch."

„Wir sollten mit Stolz und Freude das Geschenk Ruben Talbergs annehmen und die Jakobsleiter als ein Symbol dieser Stadt aufstellen, ein Symbol für eine weltoffene, gegen Rassismus eintretende Stadt. Wenn man bedenkt, dass die Talberg Skulpturen weltweit bis € 500.000 gehandelt werden und der in Offenbach lebende Künstler mittlerweile über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt ist, kann man sich nur fragen, wieso es in unserer Stadt so viele Diskussionen darum gibt, ob ein Geschenk, wie Ruben Talberg es machen will, überhaupt angenommen werden soll", so Brigitte Koenen abschließend.

Der Arbeitskreis dankt dem Künstler Ruben Talberg für die Begleitung durch die Ausstellung und den Diskurs. Die Ausstellung kann nach Terminvereinbarung mit dem Künstler besichtigt werden.

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